In diesem Prozessschritt werden finanzielle Risiken und Chancen die mit Nachhaltigkeitsaspekten verbunden sind erfasst.
Die Finanzielle Wesentlichkeit wird aus der Outside-In Perspektive betrachtet, d.h. es werden finanzielle Chancen und Risiken in Verbindung mit Nachhaltigkeitsthemen identifiziert, die sich auf die Geschäftstätigkeit Ihres Unternehmens auswirken. Sie können die Unternehmensentwicklung auf kurz-, mittel- und langfristige Sicht beeinflussen und wirken sich bspw. auf die Finanzlage, die finanzielle Performance, den Cashflow, den Zugang zu Finanzmitteln oder die Kapitalkosten aus (ESRS 1.49). Ziel ist es, in diesem Prozessschritt die finanziellen Risiken und Chancen von ESG-Themen zu identifizieren und erfassen.
Bei erstmaligen Öffnen des Financial Assessments erscheint ein Pop-up-Fenster. Dort können Sie ihre Skalen für die Bewertung der Schweregrade auf die Werte Ihres unternehmensspezifischen Risikomanagements anpassen. Beachten Sie hierbei, dass dies nur einmalig möglich ist und im Anschluss nicht mehr änderbar ist. Die Zuordnung der Skala ist weiterhin in drei Stufen, "niedrig", "mittel (Einzelfallprüfung)" und "wesentlich", unterteilt. In der zweiten Zeile sollten jeweils zusätzlich Angaben zur monetären Quantifizierung getätigt werden. Dies kann nach Einheiten Ihrer Wahl getan werden. Beispiele sind EUR, prozentualer Umsatz, Kosten und Cashflow. Nach Anpassung der Skalierung gehen Sie auf den Button Speichern und können mit dem eigentlichen Financial Assessment beginnen.
Abb.1) Screenshot Pop Up Fenster Skalenanpassung
Das folgende Beispiel einer Skalenanpassung veranschaulicht, wie das Pop-Up-Fenster funktioniert. Die in Pink hervorgehobenen Zeilen und Pfeile verdeutlichen die Möglichkeit, die Schwellenwerte der Wesentlichkeit individuell zu modifizieren. In den türkisfarbenen Zeilen und Pfeilen werden diese Schwellenwerte mit finanziellen Werten verknüpft, die nach der Speicherung als zweite Zeile in der Wesentlichkeitsskala angezeigt werden. In diesem Beispiel wurde die ursprüngliche Standardskala von 1 bis 10 auf eine reduzierte Skala von 1 bis 6 angepasst. Dadurch ergibt sich am Ende der Bewertung ein Wert, der zwischen 1 und 36 liegt, anstelle eines Bereichs von 1 bis 100.
Hinweis: Der Screenshot wurde im Bewertungsfenster erstellt und stellt einen späteren Prozessschritt dar. Er dient an dieser Stelle ausschließlich zur Veranschaulichung und besserem Verständnis der Anpassung der Skalen.
Abb.2) Screenshot Pop Up Fenster Skalenanpassung Beispiel
Öffnen Sie hierzu über den Button Risiko oder Chance hinzufügen das Eingabefeld, in dem Sie zunächst die Chance oder das Risiko mit einem Titel beschreiben. Gehen Sie auf den Button Speichern und Ihre Chance/Risiko erscheint in der Liste und Sie können mit der Erfassung weiterer Chancen und Risiken fortfahren. Wenn Sie auf den Titel der Risiken/Chance klicken, öffnet sich ein neues Fenster, in dem Sie weitere Erläuterungen und unternehmensspezifische Angaben notieren können.
Abb.3) Screenshot Pop Up Fenster Erfassung
Risiken und Chancen können im gesamten Prozess jederzeit hinzugefügt, bearbeitet oder über das Löschsymbol entfernt werden. Über die Pfeilfunktion können Sie die Zeilen nach oben oder unten verschieben. Per Upload Button können Sie ebenfalls zugehörige Dateien hinzufügen. Weiterhin haben Sie eine Suchfunktion und verschiedenste Filteroptionen, um sich bestimmte Inhalte anzeigen zu lassen.
Zur Navigation auf der Seite werden Ihnen anhand von Schlagwörtern im Suchfeld die entsprechenden Chancen und Risiken angezeigt. Des Weiteren können Sie nach Spalten filtern und sortieren.
Zu jedem Zeitpunkt im Prozess können Sie sich zudem den aktuellen Arbeitsstand als PDF oder Excel Datei herunterladen. Dazu klicken Sie auf den jeweiligen Button PDF oder Excel.
Über den Button Fortfahren gelangen Sie zum nächsten Prozessschritt, der Bewertung.
Abb. 4) Bearbeitung der Chancen und Risiken
Hilfestellung
Ein Nachhaltigkeitsaspekt ist unter finanziellen Gesichtspunkten wesentlich, wenn er wesentliche finanzielle Effekte auf das Unternehmen nach sich zieht oder wenn diese nach vernünftigem Ermessen zu erwarten sind.
Risiken und Chancen können sich aus Ereignissen in der Vergangenheit oder in der Zukunft ergeben. Die finanzielle Wesentlichkeit eines Nachhaltigkeitsaspekts ist nicht auf Aspekte beschränkt, die unter die Kontrolle des Unternehmens fallen, sondern umfasst auch Informationen über wesentliche Risiken und Chancen, die auf Geschäftsbeziehungen außerhalb des bei der Aufstellung des Abschlusses verwendeten Konsolidierungskreises zurückzuführen sind. (1)
Abhängigkeiten von natürlichen, personellen und sozialen Ressourcen können Ursachen für finanzielle Risiken oder Chancen sein. Abhängigkeiten können sich auf zwei verschiedene Weisen auswirken:
- a) sie können die Fähigkeit des Unternehmens, die für seine Geschäftsprozesse erforderlichen Ressourcen weiterhin zu nutzen oder zu beschaffen, sowie die Qualität und Preise dieser Ressourcen beeinflussen, und
- b) sie können die Fähigkeit des Unternehmens beeinträchtigen, sich zu akzeptablen Bedingungen auf die für seine Geschäftsprozesse erforderlichen Beziehungen zu verlassen. (2)
Oftmals ergeben sich aus den bereits erfassten Auswirkungen auch finanzielle Risiken oder Chancen für das Unternehmen. Daher ist es hilfreich, wenn Sie die Liste an erfassten Auswirkungen durchgehen und schauen, ob Sie hierzu ein passendes Risiko/Chance formulieren können. Ebenso können Sie sich die Wertschöpfungskette als Hilfestellung zur Hand nehmen, um entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen, sowie im Eigenbetrieb weitere Risiken und Chancen zu identifizieren.
Folgende Fragen können bei der Identifikation von Risiken und Chancen hilfreich sein:
- Von welchen natürlichen, personellen oder sozialen Ressourcen sind wir abhängig (z. B. Rohstoffe, qualifizierte Mitarbeiter*innen, Beziehungen zu Unternehmen, Institutionen, Gesellschaftsvertreter*innen)?
- Gibt es Ereignisse, die dazu führen könnten, dass wir diese Ressourcen nicht mehr zu einem angemessenen Preis in angemessener Qualität oder überhaupt nicht mehr beschaffen können?
- Gab es in der Vergangenheit Ereignisse aus der Umwelt, von gesellschaftlichen Gruppen oder im Kontext der Unternehmensführung, die einen kurz-, mittel- oder langfristigen Einfluss auf das Unternehmen hatten (z. B. Finanzlage, Liquidität, Cashflows, Zugang zu Finanzmitteln, Kapitalkosten, finanzielle Leistungsfähigkeit)?
- Wird es solche Ereignisse in der Zukunft geben? (3)
- Welche bestehenden Risiken/Chancen lassen sich evtl. aus dem vorhandenen Risiko-Management-System und dem finanziellen Statement des Unternehmens übertragen?
- Gibt es Branchen- oder standorttypische ESG-Risiken und -Chancen? (z.B. physische Klimarisiken, Abhängigkeit von Ressourcen, regulatorische Änderungen)
(ESRS 1.49, 1.50; IG Materiality Assessment Rn. 87, 89, 90, 157, 158)
Quellenverweis:
(1) Delegierte Verordnung (EU) 2023/2772, ESRS 1, Artikel 3.5, Abs. 49, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=OJ%3AL_202302772(2) Delegierte Verordnung (EU) 2023/2772, ESRS 1, Artikel 3.5, Abs. 50, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=OJ%3AL_202302772
(3) Deutscher Nachhaltigkeitskodex (o. D.), IROs, https://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de/media/4ijpazw4/dnk_iros-impacts-risks-and-opportunities.pdf