1. DWA
  2. Impact Assessment

Impact Assessment: Erfassung

In diesem Prozessschritt werden die unternehmensspezifischen Auswirkungen (Impacts) erfasst.

Die Identifikation unternehmensspezifischer Auswirkungen (Impacts), Risiken (Risks) und Chancen (Opportunities), kurz IROs, ist das Schlüsselelement der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse. Ziel ist es, in diesem Prozesschritt die unternehmensspezifischen Auswirkungen zu erfassen.

In dieser Ansicht befinden sich nun alle Auswirkungen, die Sie aus der empfohlenen Impact Liste ausgewählt haben. Indem Sie auf den Pfeil der jeweiligen ESG-Kategorie (Umwelt, Soziales und Governance) klicken, öffnet sich die Liste an Auswirkungen. In diesem Schritt sollen Sie weitere Auswirkungen hinzufügen, die von der Impact AI nicht identifiziert wurden, sowie bei den bisherigen Auswirkungen unternehmensspezifische Informationen ergänzen.

Bitte füllen Sie zunächst die Zeilen der bisherigen Auswirkungen aus. Geben Sie hierzu die Art der Auswirkung, wo in der Wertschöpfungskette die Auswirkung auftritt, den oder die Verantwortliche(r) bzw. Ansprechperson im Unternehmen, sowie die davon betroffenen Anspruchsgruppen an. Klicken Sie dafür auf das Feld unterhalb der entsprechenden Überschrift. Falls Ihnen eine Datei vorliegt, die für den Schreibprozess des Berichts hilfreiche Informationen zur Auswirkung enthält, können Sie diese über den upload Button hochladen. Wenn Sie auf den Titel der Auswirkung klicken, öffnet sich ein neues Fenster, in dem Sie weitere Erläuterungen und unternehmensspezifische Angaben zu der Auswirkung notieren können.

Wenn Sie alle Auswirkungen der Impact-AI ausgefüllt haben, ergänzen Sie die bisherige Zusammenstellung an Auswirkungen, indem Sie weitere unternehmensspezifische Auswirkungen in der entsprechenden ESG-Kategorien hinzufügen. Dazu zählen Beispielsweise:

  • Auswirkungen, die aus dem bisherigen Stakeholder-Dialog bekannt sind (ESRS 1.24; IG Materiality Assessment Rn. 87, 104107; IDW Modulverlautbarung ESRS 1 M1.2 Rn. 8-10, 19- 28).
  • Auswirkungen, die sich aus den Wirtschaftsaktivitäten des Unternehmens ergeben. Hierbei können u. a. Branchenleitfäden und Benchmarking Datenbanken zur Identifikation zu Rate gezogen werden (IG Materiality Assessment Rn. 70).
  • Auswirkungen, die eventuell bereits bestehenden Due-Diligence-Verfahren entnommen werden können (ESRS 1.58, 1.60; IDW Modulverlautbarung ESRS 1 M1.1 Rn. 17).
  • Wo möglich und relevant, können auch rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen sowie andere öffentlich verfügbare Dokumente wie Medienberichte, Sektor-Benchmarks, Peer-Analysen und weiteres betrachtet werden (IG Materiality Assessment Rn. 70).

Klicken Sie dafür auf den Button Auswirkung hinzufügen, woraufhin sich ein Pop Up Fenster öffnet, in dem Sie die Felder ausfüllen.

Abb. 3) Screenshot Erfassung von Auswirkungen

Abb. 4) Screenshot Pop Up Fenster Auswirkung

Auswirkungen können im gesamten Prozess jederzeit hinzugefügt, bearbeitet oder über das Löschsymbol entfernt werden. Über die Pfeilfunktion können Sie die Auswirkungen nach oben oder unten verschieben. Weiterhin haben Sie eine Suchfunktion und verschiedenste Filteroptionen, um sich bestimmte Inhalte anzeigen zu lassen. Über den Button Fortfahren gelangen Sie zum nächsten Prozessschritt.

Abb. 5) Screenshot Pfeilfunktion

 

Weitere Hilfestellung

Bei der Identifizierung von Auswirkungen geht es darum, zu verstehen welche Auswirkungen das Unternehmen auf die Umwelt, Menschen und Governancethemen hat. Auswirkungen können aus der Geschäftstätigkeit des Unternehmens resultieren (d.h. im Eigenbetrieb durch die Produkte/Dienstleistungen), oder aus seinen Geschäftsbeziehungen, d.h. in der vorgelagerten Wertschöpfungskette (lieferantenseitig) oder der nachgelagerten Wertschöpfungskette (kundenseitig) entstehen. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Auswirkungen positiv oder negativ sein können. Auswirkungen können bereits eingetreten, also tatsächliche Auswirkungen sein, oder erst in der Zukunft auftreten, dann sind es potenzielle Auswirkungen (ESRS 1.43).

Zur Veranschaulichung dienen zwei Fallbeispiele:

  1. a) Verwendet das Unternehmen in seinen Produkten Kobalt, das unter Verwendung von Kinderarbeit abgebaut wird, so stehen die negativen Auswirkungen (d. h. Kinderarbeit) aufgrund der Geschäftsbeziehungen innerhalb seiner vorgelagerten Wertschöpfungskette in Zusammenhang mit den Produkten des Unternehmens. Zu diesen Beziehungen gehören Hüttenwerke und Mineralienhändler sowie das Bergbauunternehmen, das Kinderarbeit einsetzt, und
  2. b) wenn das Unternehmen einem anderen Unternehmen Finanzdarlehen für Geschäftstätigkeiten gewährt, die unter Verstoß gegen vereinbarte Standards zur Verunreinigung von Wasser und Boden im Umfeld des Betriebs führen, so steht diese negative Auswirkung aufgrund seiner Beziehung zu dem Unternehmen, dem es die Darlehen gewährt, im Zusammenhang mit dem Unternehmen. (1)

Weiterhin sollten Sie darauf achten, dass Sie alle (Tochter-)Gesellschaften in den Betrachtungskreis einbeziehen, bei denen IROs im Geschäftsbetrieb und/oder in vor- bzw. nachgelagerten Wertschöpfungsstufen nicht von vornherein ausgeschlossen werden können. Bei der Identifizierung von Auswirkungen muss die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden. Daher empfiehlt es sich, die Stufen der Wertschöpfung schrittweise durchzugehen und auf mögliche Auswirkungen hin zu prüfen.

Da im weiteren Prozessschritt (unter Zuordnung) die Auswirkungen dem Themenspektrum der ESRS zugeordnet werden müssen, empfiehlt es sich ebenfalls, zur Identifizierung von Auswirkungen auf die ESRS-Liste an Themen und Unterthemen zu schauen (siehe Abbildung).

Bildschirmfoto 2024-10-22 um 11.01.04Abbildung ESRS Themenliste

Die Schlussfolgerung der wesentlichen Themen für den CSRD-Bericht erfolgt auf Grundlage der identifizierten IROs. Je präziser also die IROs formuliert sind, desto einfacher und zuverlässiger ist deren anschließende Einschätzung und Bewertung. Folgende vier Kriterien sollten daher bei der Formulierung von IROs beachtet werden: (2)

Bildschirmfoto 2024-10-22 um 11.05.17Abbildung 4 Bewertungskriterien zur Formulierung von IROs

Folgende Fragen können bei der Identifikation von Auswirkungen hilfreich sein (2):

  • Können unsere Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse Schäden an Menschen (z. B. eigene Mitarbeitende, Mitarbeitende der Wertschöpfungskette, betroffene Gemeinschaften, Kunden und Endverbraucher) verursachen oder haben sie in der Vergangenheit Schäden verursacht?
  • Können unsere Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse Schäden an der Umwelt (z. B. Klima, Umweltverschmutzung, Wasser/Marineressourcen, Ökosysteme, Ressourcenverbrauch & Kreislaufwirtschaft) verursachen oder haben sie in der Vergangenheit Schäden verursacht?
  • Können unsere Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse Nutzen für Menschen oder die Umwelt bringen oder haben sie das in der Vergangenheit getan?
  • Welche Auswirkungen entstehen in der vorgelagerten Wertschöpfungskette (bei den Lieferanten / der Rohstoffherstellung)?
  • Welche Auswirkungen gibt es in der nachgelagerten Wertschöpfungskette (beim Endverbraucher, durch Kundenservice und Wartung, nach der Entsorgung bzw. Recycling)?
  • Wo muss ich Aspekte außerhalb meiner Unternehmensgrenzen berücksichtigen, um ein vollständiges Bild meiner Auswirkungen zu bekommen?

Beispiel für eine potenzielle negative Auswirkung (2):

ESRS-Thema: E4 Biodiversität und Ökosysteme
Unterthema: Auswirkungen auf den Umfang und den Zustand von Ökosystemen
Auswirkung: „Durch Rohstoffabbau und Flächenverbrauch/-versiegelung können Ökosysteme geschwächt oder zerstört werden.“

Beispiel für eine tatsächlich positive Auswirkung:

ESRS-Thema: E3 Wasser- und Meeresressourcen
Unterthema: Wasser
Auswirkung: „Die Nutzung von Brauch- und Regenwasser trägt zur Schonung der Ressource Wasser bei.“

Weitere Hinweise (2):

  • Maßnahmen, die etabliert wurden, um eine negative Auswirkung zu reduzieren, sind keine positiven Auswirkungen.
  • Die Einhaltung von Gesetzen oder Vorschriften stellt keine positiven Auswirkungen dar.
  • Keine Stichworte: Ein Stichwort ist weder eindeutig noch differenziert, bewertbar oder nachvollziehbar.
  • Risiken entstehen oft im Zusammenhang mit negativen Auswirkungen oder Abhängigkeiten. Diese sollten dennoch getrennt voneinander formuliert werden.

Quellenverweis:

(1) Delegierte Verordnung (EU) 2023/2772, ESRS 1, Anlage A, AR 12, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=OJ%3AL_202302772
(2) Deutscher Nachhaltigkeitskodex (o. D.), IROs, https://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de/media/4ijpazw4/dnk_iros-impacts-risks-and-opportunities.pdf