Die Doppelte Wesentlichkeitsanalyse auf einen Blick

In diesem Artikel erhalten Sie eine Übersicht zu dem gesamten Prozess der doppelten Wesentlichkeitsanalyse.

Hintergrund zur Doppelten Wesentlichkeitsanalyse

Die Doppelte Wesentlichkeitsanalyse, wie sie in den Europäischen Standards für Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) für CSRD-Berichtspflichtige Unternehmen vorgeschrieben ist, umfasst die Identifizierung und Bewertung von Auswirkungen, Risiken und Chancen (impacts, risks and opportunities, IROs) von ESG-Themen. Ziel der Analyse ist es zu bestimmen, welche Themen für das Unternehmen wesentlich sind und somit in die Berichterstattung aufgenommen werden müssen.

Dabei sind die ESG-Themen aus der doppelten Wesentlichkeitsperspektive zu betrachten:

  • Nicht-finanzielle Wesentlichkeit (Inside-Out-Betrachtung) Welche positiven und negativen Auswirkungen hat das Unternehmen auf die Menschen und Umwelt?
  • Finanzielle Wesentlichkeit (Outside-In-Betrachtung) Welche finanziellen Chancen und Risiken bergen die Nachhaltigkeitsthemen für das Unternehmen?

Wie finde ich mich im Tool zurecht?

Das Dashboard (Übersicht genannt) bietet eine strukturierte Übersicht zu den gesamten Prozess der doppelten Wesentlichkeitsanalyse. Die Analyse ist in mehrere Prozessschritte unterteilt, welche Sie jederzeit über die Menüleiste oder das Dashboard öffnen können. Um die Wesentlichkeitsanalyse richtig durchzuführen, sollten Sie die Prozessschritte nacheinander abarbeiten:

1. Voranalyse: Dies ist der erste Schritt, in dem grundlegende Informationen gesammelt werden. Der Button "Start" ermöglicht den Einstieg in diesen Prozess.

2. Impact Wesentlichkeit: Hier erfolgt die Bewertung der Auswirkungen des Unternehmens aus der Inside-Out Perspektive. Mit dem Button „Übersicht“ gelangen Sie direkt zu diesem Schritt.

3. Finanzielle Wesentlichkeit: In diesem Schritt werden finanzielle Chancen und Risiken identifiziert und bewertet. Mit dem Button „Übersicht“ gelangen Sie direkt zu diesem Schritt.

4. Vollständigkeitsprüfung: Dieser Abschnitt überprüft, ob alle relevanten Themen erfasst wurden. Die Themen werden basierend auf ihrer Wesentlichkeit kategorisiert: "Wichtig, aber nicht material", "Erhöhter Wert (Einzelfallprüfung)" und "Material".

5. Finalisierung: Der letzte Schritt zur Abschlussprüfung und Bestätigung der Analyseergebnisse.

Weitere Informationen zum Dashboard finden sie hier

Sie beginnen mit der Voranalyse

In diesem Prozessschritt geht es darum, zur Vorbereitung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse, die gesamte Wertschöpfungskette mit den Wirtschaftsaktivitäten und die dazugehörigen Stakeholder Ihres Unternehmens zu erfassen. Ziel ist es, daraus relevante Auswirkungen, Risiken und Chancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette systematisch zu identifizieren. 

  1. Beginnen Sie mit der Voranalyse indem Sie unter der Ansicht "Wertschöpfungskette" in der richtigen Spalte die vorgelagerten, eigenen und nachgelagerten Wirtschaftsaktivitäten Ihres Unternehmens eintragen. Wichtig ist dabei, dass Sie für Ihr Unternehmen eine geeignete Abgrenzung der vor- und nachgelagerten Prozesse der Wertschöpfung definieren.
  2. Im zweiten Abschnitt „Stakeholder-Analyse“ werden die betroffenen Stakeholdergruppen entlang der Wertschöpfungskette eingetragen. Wichtig ist hierbei, dass alle wesentlichen Akteure ( z.B. Lieferanten, Logistikpartner, Kund:innen) identifiziert und eingebunden werden. Gehen Sie hierzu auf das + Symbol und wählen Ihre Stakeholdergruppe aus. Fahren Sie fort, indem Sie auf speichern klicken und die Stelle(n) der Wertschöpfungskette markieren, der die Stakeholdergruppe zugeordnet ist.
  3. Im letzten Reiter "Stakeholder Dialog" sollen Sie Ihre Stakeholdergruppen detaillierter beschreiben. Die zuvor ausgewählten Stakeholder erscheinen automatisch als Liste. Befüllen Sie die restlichen Spalten mit den entsprechenden Informationen. Versuchen Sie hierbei Ihre Beziehung aus Sicht der entsprechenden Stakeholdergruppe zu betrachten und was für Abhängigkeiten, Ansprüche und Anliegen daraus entstehen. 

Sobald Sie die gesamte Wertschöpfungskette sowie die damit verbundenen Aspekte umfassend erfasst und verstanden haben und ein konsistentes Gesamtbild vorliegt, können Sie zum nächsten Schritt, der Impact Wesentlichkeit, übergehen.

Kontrollfrage: Ist es einer externen Person möglich, Ihr Unternehmen sowie die gesamte Wertschöpfungskette anhand der Voranalyse vollständig zu erfassen und zu verstehen?

Nutzen Sie das folgende Video, um noch mehr zur optimalen Vorbereitung auf die DWA zu erfahren! 

Video "Recherche zum Einstieg

Tutorial "Die Voranalyse im DWA Tool"

Eine ausführliche Anleitung zur Voranalyse finden sie hier.

Weiter geht es mit der Impact Wesentlichkeit

Bei der Identifizierung und Bewertung von Auswirkungen geht es darum, zu verstehen welche Auswirkungen das Unternehmen auf die Umwelt, Menschen und Governance Themen hat. Nutzen Sie die Ergebnisse und das Verständnis für Ihre Wertschöpfungskette aus dem vorgelagerten Schritt, um all Ihre Auswirkungen, positiv als auch negativ, zu erfassen. 

Die Erhebung der nicht-finanziellen Wesentlichkeit (im Engl. Impact Assessment), ist im Tool in mehrere Einzelschritte unterteilt. Gehen Sie die Schritte wie folgt nacheinander durch:

1. Impact AI 
Die Impact AI schlägt anhand der von Ihnen ausgewählten NACE-Codes potenziell relevante Auswirkungen für Ihr Unternehmen vor. Wechseln Sie hierzu zunächst in die Einstellungen und klicken auf Ihr Unternehmensprofil. Dort erfassen Sie nun die eigenen Wirtschaftstätigkeiten inklusive der der NACE-Codes. Damit die Impact AI Ihnen Vorschläge machen kann, darf bei der %-Angabe keine Null als Zahl stehen. Unter folgendem Link finden Sie eine Übersicht aller NACE-Codes: https://nacecode.de/

Wenn Sie die NACE Codes im Unternehmensprofil angelegt haben, gehen Sie zurück zur Impact AI Ansicht. Hier wird Ihnen nun eine Liste an möglichen Auswirkungen, die Ihr Unternehmen auf Umwelt, Soziale und Governance Themen hat, angezeigt. Gehen Sie die Liste durch und wählen die für Ihr Unternehmen zutreffenden (tatsächlichen oder potenziellen) Auswirkungen mithilfe des Plussymbols aus. Eine ausführliche Anleitung dazu finden Sie hier.

Nutzen Sie die Impact AI, um ein grundlegendes Verständnis für die Herangehensweise an das Impact Assessment zu erlangen, um darüber hinaus im nächsten Schritt weitere individuell zugeschnittene Impacts zu sammeln und formulieren. 

Kontrollfrage: Haben Sie alle relevanten NACE-Codes betrachtet und eingearbeitet und haben Sie ein Gefühl dafür bekommen, wie eine Auswirkung zu formulieren ist? 

2. Erfassung 
Dieser Prozessschritt ist samt der Bewertung entscheidend für die Qualität der Ergebnisse Ihrer Wesentlichkeitsanalyse. Daher ist es sehr wichtig, dass Sie sich die Zeit nehmen, hier gründlich zu arbeiten. Ziel ist es, alle unternehmensspezifischen Auswirkungen zu erfassen.

In der Ansicht "Erfassung" befinden sich bereits jene Auswirkungen, die Sie aus der Impact AI Liste ausgewählt haben. Füllen Sie zunächst die fehlenden Informationen zur Art der Auswirkung, wo in der Wertschöpfungskette die Auswirkung auftritt, den oder die Verantwortliche(r) bzw. Ansprechperson im Unternehmen, sowie die davon betroffenen Anspruchsgruppen aus. Klicken Sie hierzu auf das entsprechende Feld in der Zeile.

Da die Impact AI nicht alle Auswirkungen Ihres Unternehmens identifizieren kann, sollten Sie weitere für Ihr Unternehmen spezifische Auswirkungen hinzufügen. Klicken Sie hierfür auf den Button Auswirkung hinzufügen, woraufhin sich ein Pop Up Fenster öffnet, in dem Sie die Felder ausfüllen. Eine ausführliche Anleitung zur Erfassung von Auswirkungen und was eine Auswirkung überhaupt ist, finden Sie hier.

Gehen Sie in diesem Schritt regelmäßig zurück zur Voranalyse, um Ihre Arbeit abzugleichen und auf Vollständigkeit zu überprüfen. Scheuen Sie nicht davor zurück Gutes, was Ihr Unternehmen bewirkt, herauszuarbeiten, aber reflektieren Sie auch die negativen Auswirkungen Ihres Geschäftsmodells und Arbeitsweise gewissenhaft. Nur so kann ein ganzheitliches Bild für die doppelten Wesentlichkeit entstehen. 

Kontrollfrage: Stimmt das Bild aus der Voranalyse mit dem Impact Assessment überein? 

3. Bewertung

Bei der Bewertung geht es darum, die materielle Bedeutung der Umwelt-, Sozial- und Governance-Auswirkungen  systematisch zu bestimmen. Es hilft, um den Fokus auf die wichtigsten Themen, also mit besonders hohem Risiko und großer Tragweite, zu lenken. Zudem bietet es Ihnen über den Bericht hinaus eine Grundlage für Maßnahmen und Konzepte. Je schwerwiegender, weiter verbreitet und irreversibler die Auswirkungen sind, desto dringender sind präventive oder korrigierende Maßnahmen. 

Fügen Sie dafür für jede Auswirkungen eine Beschreibung hinzu, die den Bezug zum Unternehmen herstellt und ein Verständnis für die Tragweite erzeugt. Zusätzlich geben Sie Ihrem Wort einen numerischen Wert, um Ihre Analyse faktenbasiert und datengetrieben zu untermauern. Eine ausführliche Anleitung zur Bewertung von Auswirkungen finden Sie hier

Ein guter Zustand des Impact Assessments ist erreicht, wenn die Bewertung der wesentlichen Auswirkungen systematisch, nachvollziehbar und umfassend durchgeführt wurde. Dies bedeutet, dass alle relevanten Faktoren erfasst und  Auswirkungen methodisch fundiert bewertet wurden.

Kontrollfrage: Ist die numerische Bewertung der Auswirkungen nicht nur nach Bauchgefühl, sondern datenbasiert und konsistent? 

4. Zuordnung

In diesem Schritt ordnen Sie Ihre Auswirkungen den entsprechenden (Sub-)Themen zu. Die Zuordnung ermöglicht eine strukturierte, vergleichbare und nachvollziehbare Bewertung der Nachhaltigkeitsaspekte und stellt sicher, dass alle relevanten Bereiche systematisch abgedeckt werden.

Durch die Zuordnung zu Sub-Themen lassen sich einzelne Nachhaltigkeitsaspekte gezielter analysieren und es hilft dabei, Schwerpunktbereiche zu identifizieren. Damit können Sie darüber hinaus einen Vergleich mit Branchenberichten durchführen, um so ggf. noch Lücken zu identifizieren. 

Eine ausführliche Anleitung zur Zuordnung von Auswirkungen finden Sie hier.

Kontrollfrage: Sind alle identifizierten Auswirkungen den entsprechenden ESRS-Themen und Sub-Themen korrekt zugeordnet, sodass ein konsistentes und nachvollziehbares Gesamtbild entstanden ist?

5. Überprüfung

In diesem Prozessschritt werden die Angaben der Impact Wesentlichkeit auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft.

Die Ergebnisse der bisherigen Schritte sind nachfolgend in einer Übersicht dargestellt. In einem letzten Schritt der Impact Wesentlichkeit sollen die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben überprüft werden, um diesen Schritt abzuschließen.

Nach dem Impact Assessment folgt die finanzielle Wesentlichkeit

Das Financial Assessment innerhalb der doppelten Wesentlichkeitsanalyse bewertet die finanziellen Auswirkungen wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen. Dabei wird analysiert, inwiefern Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren  die finanzielle Leistungsfähigkeit, Liquidität, Investitionen oder Geschäftsmodelle beeinflussen können.

Im Fokus stehen dabei finanzielle Risiken, wie z. B. steigende Energiekosten, strengere regulatorische Anforderungen oder Marktrisiken durch verändertes Konsumverhalten. Gleichzeitig werden auch finanzielle Chancen betrachtet, etwa durch nachhaltige Produktinnovationen, Effizienzsteigerungen oder neue Geschäftsmodelle.

Gehen Sie die Prozessschritte wie gewohnt nacheinander durch:

1. Erfassung 
Dieser Prozessschritt ist samt der Bewertung entscheidend für die Qualität der Ergebnisse Ihrer Wesentlichkeitsanalyse. Daher ist es sehr wichtig, dass Sie sich die Zeit nehmen, hier gründlich zu arbeiten. Ziel ist es, alle unternehmensspezifischen Chancen und Risiken zu erfassen.

In der Ansicht "Erfassung" identifizieren Sie alle finanziellen Chancen und Risiken, die sich aus Nachhaltigkeitsthemen für Ihr Unternehmen ergeben. Analysieren Sie, welche positiven oder negativen finanziellen Auswirkungen aus regulatorischen, marktbezogenen, ökologischen oder gesellschaftlichen Entwicklungen resultieren können.

Nutzen Sie hierfür interne und externe Quellen (z. B. Unternehmensdaten, Marktanalysen, regulatorische Anforderungen, Wettbewerbsentwicklungen) und gehen Sie in den Austausch mit relevanten Fachabteilungen (z. B. Finanzen, Einkauf, Risikomanagement.

Eine ausführliche Anleitung zur Erfassung von Risiken und Chancen finden Sie hier.

Kontrollfrage: Stimmt das Bild aus dem Impact Assessment mit dem Financial Assessment überein? 

2. Bewertung

Die Bewertung von Risiken und Chancen erfordert einen systematischen Ansatz, der sowohl quantitative als auch qualitative Methoden integriert. Beginnen Sie mit der Einschätzung, mit welcher Wahrscheinlichkeit die identifizierten Risiken und Chancen eintreten. Hierbei können historische Daten, Marktanalysen und Expertenmeinungen herangezogen werden, um realistische Eintrittswahrscheinlichkeiten zu bestimmen. Eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit kann auf bedeutende Risiken hinweisen, die dringend adressiert werden müssen, während Chancen mit hoher Wahrscheinlichkeit potenziell wertvolle Geschäftsmöglichkeiten darstellen.

Im nächsten Schritt erfolgt die Quantifizierung der möglichen finanziellen Auswirkungen, sofern dies möglich ist. Dies beinhaltet die Schätzung, wie sich Risiken und Chancen finanziell auf Ihr Unternehmen auswirken könnten. Hierbei können verschiedene Szenarien entwickelt werden, die sowohl optimistische als auch pessimistische Annahmen berücksichtigen. Falls Sie ein etabliertes Risikomanagementsystem haben, orientieren Sie sich an diesen Werten und Methoden.

Eine ausführliche Anleitung zur Erfassung von Risiken und Chancen finden Sie hier.

Kontrollfrage: Ist die numerische Bewertung der Risiken und Chancen im Einklang mit dem Risikomanagement und ergibt ein konsistentes Bild? 

3. Zuordnung

In diesem Schritt ordnen Sie Ihre Auswirkungen den entsprechenden (Sub-)Themen zu. Die Zuordnung ermöglicht eine strukturierte, vergleichbare und nachvollziehbare Bewertung der Nachhaltigkeitsaspekte und stellt sicher, dass alle relevanten Bereiche systematisch abgedeckt werden.

Durch die Zuordnung zu Sub-Themen lassen sich einzelne Nachhaltigkeitsaspekte gezielter analysieren und es hilft dabei, Schwerpunktbereiche zu identifizieren. Damit können Sie darüber hinaus einen Vergleich mit Branchenberichten durchführen, um so ggf. noch Lücken zu identifizieren. 

Eine ausführliche Anleitung zur Zuordnung von Auswirkungen finden Sie hier.

Kontrollfrage: Sind alle identifizierten Chancen und Risiken den entsprechenden ESRS-Themen und Sub-Themen korrekt zugeordnet, sodass ein konsistentes und nachvollziehbares Gesamtbild entstanden ist?

4. Überprüfung

In diesem Prozessschritt werden die Angaben der finanziellen Wesentlichkeit auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft.

Die Ergebnisse der bisherigen Schritte sind nachfolgend in einer Übersicht dargestellt. In einem letzten Schritt der finanziellen Wesentlichkeit sollen die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben überprüft werden, um diesen Schritt abzuschließen.